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Die drohende Krypto-Pleite von FTX kehrt zur Realität zurück


Krypto-Milliardenpleite von FTX: zurück auf den Boden der Realität

VIDEO: The Fake Genius: a $30 BILLION Fraud.
James Jani

Schnelle Milliardengewinne können nicht risikolos erwirtschaftet werden. Auch in der Krypto-Welt braucht es eine gewisse Regulierung, die Gleiches gleich behandelt.

Ein lässiges T-Shirt und krause Haare machen die schnellen Milliardengewinne von Sam Bankman-Fried nicht seriöser und risikoloser.

Der Name war Programm. Sam Bankman-Fried war der Held einer Branche, die die herkömmlichen Banker mit ihren Krypto-Dienstleistungen «frittieren», sprich überflüssig machen will. Es ist nur eine der vielen Ironien in der Geschichte um die Milliardenpleite der Krypto-Börse FTX, dass ihr Gründer Bankman-Fried stattdessen ein undurchsichtiges Finanzimperium von zweifelhafter Qualität und Bonität geschaffen hat, das das Versprechen der Anhänger einer dezentralisierten Krypto-Welt gerade nicht einlöst: die Abschaffung des Intermediärs.

Noch liegen viele Details im Unklaren, und es gilt die Unschuldsvermutung. Doch der Schluss liegt nahe, dass auch kurze Hosen, lässiges T-Shirt und krause Haare eines studierten 30-jährigen Physikers schnelle Milliardengewinne nicht seriöser und risikoloser machen.

Im Zentrum des Problems steht offensichtlich, dass die Krypto-Börse FTX nicht einfach eine Börse war, sondern eine Bank – oder genauer ein unregulierter und undurchsichtiger Finanzintermediär. Auf ihr konnten nicht nur Kryptowährungen gehandelt werden, sondern sie bot ihren Kunden auch Kredite an. Wahrscheinlich war sie in der Fristentransformation aktiv, indem Einlagen der Kunden als Sicherheiten für Kredite genutzt wurden. Dazu kamen digitale (FTT-)Tokens, deren Wert an die Performance der FTX-Börse gebunden waren und die als Sicherheiten eingesetzt wurden: Die Bank finanzierte sich mit sich selbst.

Doch mit digitalen Tokens ist es wie mit herkömmlichem Geld: Ihr Wert hängt davon ab, wer und was dahintersteckt. Hinter FTX und den FTT-Tokens steht ein von Bankman-Fried kontrolliertes, äusserst undurchsichtiges Geflecht von miteinander verbundenen Offshore-Gesellschaften, das die Zusammenhänge verschleiert. Ein (von einer Branchenplattform ausgelöster und einem Konkurrenten befeuerter) Vertrauensverlust hat nun zu einem klassischen Bank-Run geführt; FTX fehlt die Liquidität, um ihre Kunden auszuzahlen. Doch weil der gefeierte Milliardär wohl risikoreiche Wetten eingegangen ist, die nicht aufgingen, dürfte hinter dem Liquiditäts- auch ein Solvenzproblem stecken. Anlegern und Investoren drohen Milliardenverluste.

Neben der Binsenwahrheit, dass sie sich nicht hätten blenden lassen sollen, zeigt der Fall auch, dass es für Laien schwierig ist, zu erkennen, was hinter vermeintlich innovativen Angeboten steckt. Das heisst nicht, dass die Blockchain, die Tokenisierung und das dezentralisierte Finanzwesen keine Zukunft haben. Vieles spricht für neue, effizientere und damit kostengünstigere Dienstleistungen. Aber ihre Geschäftsmodelle sollten nicht bloss darauf beruhen, der Regulierung zu entgehen.

Anleger im «Schattensektor» der Krypto-Branche müssen sich bewusst sein, dass sie schwer zu beurteilende Risiken eingehen und womöglich Opfer von Betrügern werden. Wollen sie dies vermeiden, sollten sie Angebote wählen können, die ähnlich wie im herkömmlichen Finanzwesen reguliert werden und damit einigermassen Gewähr bieten, dass auch dahintersteckt, was versprochen wird.

Die Regulatoren sollten dabei im Krypto-Bereich wie im herkömmlichen Banking Gleiches gleich behandeln: eine Börse wie eine Börse, ein Zahlungssystem wie ein Zahlungssystem, Geschäfte mit Einlagen, Krediten und Fristentransformation wie eine Bank. Tatsächlich ist dies auch der Ansatz, den die Schweiz im Verhältnis zu ihrer florierenden Krypto-Branche gewählt hat. Regulierte Finanzdienstleistungen brauchen eine seriöse juristische Basis, ein solides Risikomanagement, und sie müssen mit genügend Eigenkapital unterlegt sein und ausreichend Liquidität vorhalten.

Es wäre falsch, die Krypto-Branche pauschal zu verteufeln. Zu hoffen ist aber, dass die Milliardenpleite von FTX in der Branche wie ein reinigendes Gewitter wirkt, das zu mehr Transparenz und Nachfrage nach Regulierung führt. Man braucht weder die Banker noch die Krypto-Nerds zu «frittieren». Aber sie sollten Risiken im Griff behalten müssen, für ihr Handeln mit genügend Eigenkapital haften und solide Geschäftsmodelle verfolgen. Krypto hin oder her.

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Author: Jared Bryan

Last Updated: 1700247003

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